Publikationen der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM): Kinder und Jugendliche in Nothilfestrukturen/Rückkehrzentren

Zwei neue Publikationen der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM) – die Studie des Marie Meierhofer Instituts für das Kind (MMI) und das dazu erstellte Rechtsgutachten der Universität Neuenburg – zeigen die Lebensbedingungen von Minderjährigen in Nothilfestrukturen und Rückkehrzentren. In der Schweiz sind rund 700 Kinder und Jugendliche davon betroffen: mehr als die Hälfte von ihnen bereits länger als ein Jahr, viele seit mehr als vier Jahren. Die Studien offenbaren den schlechten psychischen Zustand der betroffenen Kinder und Jugendlichen. In teilweise abgelegenen Rückkehrzentren sind sie traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt, darunter Gewalt, Suizide und gewaltsame Ausschaffungen. Häufig leben sie mit der ganzen Familie in einem einzigen Zimmer und ohne Rückzugsmöglichkeiten. Isolation, Perspektivlosigkeit und Ohnmacht schaden ihrer psychosozialen Entwicklung und ihrer psychischen Gesundheit. Die Lebensbedingungen der betroffenen Kinder sind weder mit der Schweizerischen Bundesverfassung noch mit der UNO-Kinderrechtskonvention vereinbar.

Hier geht es zur Studie des Marie Meierhofer Instituts für das Kind (MMI): 2024-10-01 EKM-Studie Kinder und Jugendliche in der Nothilfe

Rechtsgutachten der Universität Neuenburg: 2024-10-01 EKM Rechtsgutachten Nothilferegime und Rechte Kind

Magazin-Reportage: Gamze Ibrahimova, Umut Ibrahimov und Kinder im Rückkehrzentrum Enggistein

Darf es sein, dass Familien über Jahre in Rückkehrzentren in einer Art Halbgefangenschaft leben müssen? Grossfamilien in einzelnen Zimmern eingepfercht? Wird das Kindeswohl nicht sträflich vernachlässigt? Werden damit Menschen- und Grundrechte nicht mit Füssen getreten? Gamze Ibrahimova und Umut Ibrahimov haben ihre berührende Geschichte erzählt, und Christof Gertsch hat sie sorgfältig, feinfühlig und gekonnt aufbereitet und an eine grosse Leserschaft gerichtet.

Hier geht es zur Reportage: 2024-06-29 DAS MAGAZIN Im toten Winkel G. Ibrahimova

Trotz Pflegenotstand: Eine 17-Jährige darf ihre Lehre im Altersheim nicht beenden

Unser Parlament hat die Türen weit aufgestossen, dass Asylsuchende ihre Ausbildung beenden können, auch wenn sie während der Lehrzeit einen negativen Entscheid erhalten. Da die Umsetzung dieser Neuregelung aber stockt, muss Stella Gazazyan in einem Rückkehrzentrum im Kanton Bern herumsitzen, obwohl ihre Unterstützung im Altersheim Senevita Aespliz in Ittigen dringend gefragt wäre.

Lesen Sie den Artikel dazu: 2023-04-14 Der Bund 17-jährige Asylsuchende kämpft um Lehrstelle

Beobachter: Kinder ohne Perspektive

LANGZEITNOTHILFE. Seit Jahren harren abgewiesene Asylsuchende in einem Nothilfesystem aus, das auf wenige Wochen ausgelegt ist. Darunter befinden sich
Hunderte Kinder. Nicht einmal ihnen will man helfen. Lesen Sie den Beobachter-Artikel mit Quotes von Ursula Fischer, Mitglied unserer Aktionsgruppe Nothilfe:

2023-01-06 Beobachter Kinder ohne Perspektive Tina Berg

Berner Landbote: Menschenwürdige Unterbringung im Rückkehrzentrum Enggistein?

Regierungsrat Philippe Müller erklärt in der Herbstsession des Grossen Rats (9.9.2022), dass die Unterbringung von abgewiesenen Familien in den Rückkehrzentren des Kantons Bern «Wohnungen entspreche». Entspricht es Wohnungen, wenn insgesamt sieben drei- bis fünfköpfige Familien in Enggistein je in einem einzigen Zimmer leben müssen? Die Grossmehrheit dieser sieben Familien sind Nothilfe-Langzeitbeziehende. Das Argument, diese Leute müssten bloss für kurze Zeit so leben, zieht hier nicht. «Pferche» wären wohl das passendere Wort für diese Form der Unterbringung, die grund- und kinderrechtliche Standards mit Füssen tritt.

Hier geht es zum Beitrag: 2022-10-05 Berner Landbote Kann Wut gesund sein

Offener Brief von Gesundheitspersonen: Forderung einer menschlichen Behandlung von Abgewiesenen

Zusätzlich zu den 54 Erstunterzeichnenden, unterstützen weitere rund 400 medizinische Fachpersonen den Brief und es kommen weitere Unterzeichnenden hinzu. Sie alle bestätigen aus fachlicher Perspektive, dass das Nothilfesystem schwerwiegende, negative Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen hat.

Dieser Brief wurde am 17. Februar 2022 an Verantwortliche aus Politik und Verwaltung verschickt, das sind Bundesrätinnen, Sozialdirektoren, Kantonsärztinnen, Migrationsbehörden, Politikerinnen: 2022-02-15 Offener Brief menschliche Behandlung Abgewiesener